... mehr als nur ein Projekt
LEBEN IN NEUBERESINCHEN ist eine Initiative der Doppelstadt Frankfurt (Oder) – Słubice. Entstanden im Zuge der Standortbewerbung für das „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“, blickt es in den Mikrokosmos des Stadtteils Neuberesinchen und zeigt, was Wandel, Umbruch und Transformation für eine Stadt und ihre Menschen bedeuten können.
Neuberesinchen – ab den 1970er Jahren erbaut, um die Wohnungsknappheit zu bekämpfen und Wohnraum für Arbeiter:innen der expandierenden Industrie zu schaffen – war im Oktober 1990 der größte Stadtteil von Frankfurt (Oder). Seit der politischen Wende 1989/90 hat es jedoch über zwei Drittel seiner Einwohner:innen verloren, Tausende Wohnungen wurden abgerissen, soziale Problemlagen häuften sich und Konflikte nahmen zu. Wie kaum ein anderer Stadtteil von Frankfurt (Oder) verkörpert Neuberesinchen damit den Umbruch und die Transformation seit 1989/90.
LEBEN IN NEUBERESINCHEN erzählt aber nicht DIE Geschichte Neuberesinchens, sondern Geschichten aus, mit und über Neuberesinchen. In einem offenen Prozess haben wir 2021 und 2022 Interviews mit Zeitzeug:innen geführt, Geschichten, Fotografien, Postkarten sowie Erinnerungsstücke gesammelt. Gemeinsam mit Jugendlichen der Medien AG der Fanfarengarde haben wir ein Filmprojekt umgesetzt und Neuberesinchen aus der Gegenwart heraus betrachtet. Die entstandenen individuellen Geschichten und Perspektiven stehen nebeneinander und können sich ergänzen. Genauso gut können sie sich aber auch widersprechen und den Blick freigeben auf Leerstellen, Dissonanzen und widerstreitende Narrative.
LEBEN IN NEUBERESINCHEN ist somit ein digitaler Erinnerungsraum, der nicht nur das Bild eines Stadtteils (wieder) zusammensetzt, sondern das Spektrum von Transformationserfahrungen sichtbar macht. Ein lebendiges und multiperspektivisches Bild persönlicher Erzählungen über den langen Prozess der Transformation, und zwar von genau denen, die sie hautnah erlebt haben und noch heute erleben. Geschichten, die jeweils für sich stehen, in ihrer Gesamtheit aber das komplexe Bild jener Zeit widerspiegeln und eben jene vielseitigen Facetten entstehen lassen, die in etablierten Narrativen nur selten zum Tragen kommen. Geschichten, die nicht zuletzt auch den Dialog zwischen den Generationen fördern und dazu anregen, gemeinsam Zukunftsperspektiven zu erarbeiten.
Parallel zum Projekt LEBEN IN NEUBERESINCHEN gab es auch im Slubicer Stadtteil „Klein-Moskau/ Mala Moskwa“ Treffen und Interviews mit früheren und jetzigen Bewohner*innen. Das Projekt wurde gefördert aus dem Klein-Projekte-Fonds der Euroregion Pro Europa Viadrina aus Mitteln des EFRE-Fonds der EU/ INTERREG V A Brandenburg – Polen 2014-2020. → Film zum Projekt
Das Zukunftszentrum ist in Halle (Saale) gelandet – LEBEN IN NEUBERESINCHEN aber bleibt. Wir wollen 2024 mit allen Interessierten zusammen überlegen, wie wir an den Themen weiterarbeiten wollen.